Ohne Windel
Ein Baby ohne Windeln, geht denn das?Entgegen der landläufigen Meinung, Babys könnten bis ins Kleinkindalter ihre Schließmuskeln nicht kontrollieren, versteht sich die windelfreie Erziehung als natürliche Säuglingspflege, bei der auf das Ausscheidungsbedüfnis des Babys eingegangen wird. Tatsächlich sind Babys in der Lage ihr Ausscheidungsbedürfnis zu kommunizieren. So normal es für uns scheint auf das Bedürfnis eines Säuglings nach Nahrung oder Nähe einzugehen, ist es für andere Kulturen selbstverständlich, das Ausscheidungsbedüfnis eines Babys zu erkennen und darauf zu reagieren.
Um das kleine und das große Geschäft in einen geeigneten Behälter, ins Waschbecken oder ins Klo zu bekommen, gibt es vier Hilfsmittel, auf der die Kommunikation über die Ausscheidung basiert: Ein individueller Rhythmus des Babys, Signale, die das Baby kurz vor dem Ausscheiden gibt sowie Intuition der Mutter oder des Vaters und Schlüsselsignale des Elternteils, mit denen das Baby die Ausscheidung in Verbindung (z.B ein „Psss“-Geräusch) bringt. So entsteht ein Entwicklungsprozess, den Mutter/Vater und Kind gemeinsam bestreiten, wobei sich die Eltern und das Kind in ihrem innigen Verhältnis miteinander kommunizieren und sich verstehen lernen. Es ist ein gemeinsames Erarbeiten und eigentlich sind die Eltern diejenigen, die dabei am meisten lernen muss. Keinesfalls handelt es sich hierbei um eine Sauberkeitserziehung, es geht lediglich darum, das Baby bei seinen Ausscheidungen durch eine geeignete Abhalteposition zu unterstützen und ihm die Möglichkeit zu geben seine Auscheidungen loszuwerden ohne hinterher diese in der Windel zu spüren.
Zu den Vorteilen der windelfreien Erziehung gehört nicht nur, dass sich die meisten Babys ohne Windeln einfach wohler fühlen, freier strampeln können und nicht in ihren eigenen Ausscheidungen liegen. Das spätere Sauberwerden verläuft ganz natürlich, weil die Babys sich nicht erst daran gewöhnen in die Windeln zu machen und 2-3 Jahre später das plötzlich nicht mehr sollen. Zudem haben windelfreie Babys meist eine gute Verdauung und weniger mit Blähungen zu kämpfen.
Aber auch in einer windelfreien Erziehung oder natürlichen Säuglingspflege sind Windeln kein Tabu. Es gibt immer wieder Situationen, in denen Windeln wirklich hilfreich sind und natürlich ist es kein Problem hier zu Windeln zu greifen. Die windelfreie Erziehung sollte nicht dazu führen, dass sich Eltern oder Kind verkrampfen, bevor dies der Fall ist oder Umstände den Alltag erschweren (z.B. Krankheit der Mutter oder des Kindes), kann natürlich auch ein „Windlfrei-Urlaub“ einlegt werden und wenn sich der Alltag wieder beruhigt hat, kann man zurück zur natürlichen Säuglingspflege ohne Windeln kehren.
Ich selbst habe von dem Thema „windelfrei“ zum ersten Mal gehört, als meine Schwester ihrem Kind keine Windeln mehr anzog und ihn zum Pipi und Kaka machen über’s Waschbecken oder das Klo abhielt. Ich war begeistert, dass mein Neffe mit ein paar Monaten tatsächlich keine Windeln mehr brauchte. Als mein Sohn auf die Welt kam, habe ich ihn zunächst mit Wegwerfwindeln gewickelt. Aber ich konnte mich nie mit den Windeln anfreunden, auch mit Stoffwindeln nicht und so wagte ich mich als mein Kind 10 Wochen alt war das Thema „Windelfrei“. Natürlich gibt es immer wieder Unfälle, trotzdem sehe ich meinem kleinen Sohn an, dass er sich ohne Windeln sehr wohl fühlt und auch Besuch ist immer wieder überrascht, wenn ich ihn hochnehme und sage „Wir gehen mal schnell Pipi machen“.
Mehr über dieses Thema können Sie in folgenden Büchern nachlesen: "Es geht auch ohne Windeln!", Ingrid Bauer "TopfFit! - Der natürliche Weg mit oder ohne Winden", Laurie Boucke
Birgit Hübner